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  Besonderes Essverhalten 
Restriktives / einschränkendes Essverhalten (ARFID)
Selektives Essverhalten (SED)

ARFID = A Avoidant R Restrictive F Food I Intake D Disorder
Häufig auch als Nahrungsmittelphobie bezeichnet

Frühere Bezeichnung von ARFID: Selektive Essstörung - 
Selective Eating Disorder (SED)

              

Ein selektives Essverhalten beginnt meist in der frühen Kindheit und ist kein pingeliges Verhalten sondern eine ernstzunehmende Erkrankung.
Aussehen, Konsistenz, Beschaffenheit, Geruch und Geschmack von bestimmten Nahrungsmitteln oder weitere Gründe können Ursache für die Abneigung gegen das bestimmte Lebensmittel / Lebensmittelgruppen sein.
Je länger ein selektives Essverhalten unbehandelt bleibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie chronisch verläuft. Je früher sie behandelt wird, umso größer sind die Heilungserfolge. Es ist nie zu spät mit einer Therapie zu beginnen. Eine selektives Essverhalten muss in Betracht gezogen werden, wenn ein Kind regelmäßig Nahrung verweigert aufgrund von Aussehen, Geruch, Geschmack oder Konsistenz.

Beschreibung:

- es besteht teilweise eine gestörte Beziehung zu Lebensmitteln

- vermeidend / restriktives Essverhalten: kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und sich auf verschiedenste Lebensmittel beziehen.

- bestimmte Lebensmittel die nicht gegessen werden können obwohl sie probiert werden wollen nicht geschluckt werden, häufig entsteht auch ein Würgereiz

- selbst der Anblick/ Geruch von bestimmten Lebensmitteln /Speisen kann auch einen Würgereiz / Brechreiz auslösen

- Geschmack eines Lebensmittels / Speise wird intensiv wahrgenommen, weil der Geschmackssinn besonders stark ausgeprägt ist. Selbst kleinste Unterschiede im Geschmack werden bemerkt.

- entweder es gibt Probleme mit einem oder wenigen Nahrungsmitteln oder es gibt nur noch eine enge Auswahl an Nahrungsmitteln, die überhaupt zu sich genommen werden

- es besteht eine hohe Sensibilität in Bezug zu verschiedenen Konsistenzen

- Beginn meist in der Kindheit mit wählerischem Essverhalten, kann sich aber auch erst später entwickeln

- die eingeschränkten Essmöglichkeiten schränken den Handlungsspielraum ein

- Betroffene haben entweder einen normalen Appetit, essen insgesamt genug, wachsen und entwickeln sich normal

- oder essen bei einer vermeidend/restriktiven Essstörung nur sehr wenig, haben generell nur sehr geringes Interesse an Essen und / oder vermeiden bestimmte Lebensmittel aufgrund sensorischer Eigenschaften ganz und dauerhaft

- evtl. besteht auch eine herabgesetzte Kommunikation / schwierige Beziehung zu den/der Bezugsperson/en

 

Mögliche Ursachen:

  • traumatische Erlebnisse, negative Erlebnisse mit einem Lebensmittel / Speise als Kind

  • Störung der Sinnesverarbeitung (besonders ausgeprägter  Geschmackssinn)

  • besondere Familiendynamik: bestimmte Probleme mit Lebensmitteln werden verstärkt

  • Folgen für Patient/en: Schwierigkeiten in vielen weiteren Bereichen des Lebens

  • Angststörungen

  • Störungen im eigenen Selbstbild und mehr

 

Die genauen diagnostischen Kriterien für Patienten/innen mit ARFID:

Patienten mit ARFID vermeiden den Verzehr von Lebensmitteln oder schränken ihre Nahrungsaufnahme so weit ein, dass sie mindestens EINEN der folgenden Punkte haben:

 

  • 1. Erheblichen Gewichtsverlust oder, bei Kindern, kein altersentsprechendes Gewicht.

  • 2. Signifikantes Ernährungsdefizit

  • 3. Die Abhängigkeit von enteraler Ernährung (z. B. über eine Magensonde) oder von oralen Nahrungsergänzungsmitteln. Abhängigkeit im Sinne, dass sie ohne, einen signifikanten Mangel hätten.

  • 4. Deutlich gestörte psychosoziale Interaktionen

  • Um die Kriterien für ARFID zu erfüllen, darf die Nahrungseinschränkung weder aufgrund eines Nahrungsmangels, zum Beispiel bei einer Hungersnot, oder einer kulturell sanktionierten Praxis (z. B. ein religiöser Grund für die Ernährungseinschränkung) noch aufgrund eines medizinischen Problems erfolgen.

  • UND: ARFID darf nicht im Rahmen eine Anorexie/Bulimie erfolgen - Abgrenzung zur Anorexie - Es darf auch keine Körperbildstörung vorliegen. (bei ARFID geht es nicht um das Gewicht.)

 

Man unterscheidet bislang drei Typen von ARFID:

  • LOI: Mangel an Interesse an Essen (angeboren): sehr geringer Appetit, Essen wird als lästiger Zwang oder Zeitverschwendung empfunden und bereitet gar keinen Genuss.

  • HYPERSENSITIVITY (angeboren): Eine Abscheu bzw. Ablehnung von Lebensmitteln wegen einer sehr hohen Sinnes oder sensorische Sensitivität: also was den Geruch, Geschmack, Konsistenz, Farbe, …

  • FEAR (erworben, das heißt sie wird durch etwas ausgelöst): Angst vor schlimmen Konsequenzen durch das Essen. Also zum Beispiel dass man sich verschluckt, erstickt, sich übergibt oder Schmerzen bekommt.

 

Picky Eater:

Wählerisches Essverhalten, das durch Angst vor dem Probieren neuer Lebensmittel gekennzeichnet ist. Verschiedene Studien haben ergeben, dass neue Lebensmittel zwischen 8 &15-mal angeboten werden müssen, bevor sie von Kindern akzeptiert & toleriert werden. Außerdem lernt unser Gehirn Geschmäcker erst mit der Zeit kennen und lieben.

Ein Betroffener hat in den USA eine Selbsthilfegruppe gegründet:

http://pickyeatingadults.com/index.php/videos-2/

Nichtschmecker, Normalschmecker & Supertaster

Durch eine Genvariation schmecken Supertaster einige Lebensmittel besonders bitter. Auf der Zunge eines Supertasters sind deutlich mehr Geschmacksknospen zu finden, sodass insgesamt auch das Geschmacksempfinden größer ist. Zum Geschmackssinn zählt auch der Geruchssinn. Um richtig schmecken zu können ist daher eine freie Nase wichtig. Dies könnte ein Grund für eine nicht vollwertige Lebensmittelauswahl sein.

Medizinische Diagnosestellung: 

ARFID war früher bekannt als selektive Essstörung oder SED

Die "American Psychiatric Association" amerikanische psychiatrische Gesellschaft erkennt die SED als Krankheit an, die dennoch sehr schwer zu diagnostizieren ist. Teilweise ist sie noch sehr unbekannt und Therapieansätze selten. Viele Eltern die sich Hilfe bei Spezialisten für Essstörungen suchen, bekommen häufig die Antwort, dass sie nur Magersucht und Bulimie behandeln können. Häufig wird durch Eltern ebenfalls erst nach Hilfe gesucht, wenn ihr Kind bereits massiv untergewichtig ist.

ARFID = Avoidant-Restrictive Food Intake Disorder (auf Deutsch: "vermeidende/restriktive Essstörung") nach ICD-11 in Kapitel 6 B83 oder im DSM-5.

 

Gesundheitliche Gefahren:

- Energie- und oder Eiweißmangel

- Vitamin- und Mineralmangel

- Mangel an essentiellen Fettsäuren

- Mangel an Ballaststoffen

- Mangel an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen

- Risiko steigt für folgende Krankheiten: Diabetes, Gallensteine, Gicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

- psychische Probleme wie Depressionen und soziale Beeinträchtigungen.

Ein multimodaler Therapieansatz ist unerlässlich - Therapiemöglichkeiten:

Wichtig ist ein  multimodaler Ansatz. d.h. zum Beispiel ernährungstherapeutische Beratung in Kombination mit psychotherapeutischer & hypnotherapeutischer Behandlung. Evtl. kann eine Selbsthilfegruppe Unterstützung bieten. Es bietet sich an bei schweren Verlaufsformen sich parallel zur Ernährungstherapie & psychotherapeutischer Therapie. Evtl. können Antidepressiva die Therapie unterstützen.

Mögliche Therapieformen:

Ernährungstherapie, Expositionstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, DBT Gruppentherapie, andere bestimmte Therapieprogramme in Kliniken. Familientherapie, Hypnosetherapie.

Eine frühe ganzheitliche individuelle Therapie, am Besten in Kombination unterschiedlicher Therapiemethoden, kann sehr gute Verbesserungen im Essverhalten bewirken.

Es sollte frühzeitig reagiert werden ernährungstherapeutisch und psychologisch und hypnotherapeutisch (Medizinische Hypnose) einer SED zu behandeln, nicht erst bei drohendem Untergewicht / Mangelernährung. Besteht bereits ein Untergewicht ist dringend Unterstützung nötig um Entwicklungsverzögerungen zu vermeiden. Je länger die SED andauert, umso länger kann eine Therapie dauern bzw. die Chance auf Besserung der Symptomatik verringern. Daher gilt, je früher Unterstützung geholt wird umso besser für den Therapieerfolg. Die Geschmacksvielfalt bildet sich vor allem in den ersten Jahren der Kindheit aus. Werden hier nicht viele Lebensmittel probiert, kann dies auf Dauer zu einer SED führen. Problematisch wird es, wenn das Kind die Phase des nicht / wenig Ausprobierens von unterschiedlichen Geschmacksrichtungen / Konsistenzen nicht verlässt und sich sein Verhalten auch noch nach dem sechsten Lebensjahr nicht verbessert. Häufig geben sich Eltern die Schuld für die Erkrankung, dies ist jedoch unbegründet.

Ganzheitliche individuelle Ernährungstherapie

Eine Ernährungsberatung kann zur Prävention bzw. Therapie eine Unterstützung bieten. Präventiv dient sie dazu Mangelerscheinungen durch eine einseitige Lebensmittelauswahl bzw.  Über- oder Untergewicht und so einer Mangelernährung entgegenzuwirken. Eine ernährungstherapeutische Beratung unterstützt Sie durch eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Energie- und Nährstoffzufuhr dabei, Ihren Körper individuell besser zu versorgen zum Beispiel durch eine optimierte Kombination der Nahrungsmittel. Die Ernährungstherapeutin / der Ernährungstherapeut unterstützt Sie dabei neue Wege zu gehen um Ihre Nahrungsaufnahme nach Ihren Wünschen zu optimieren um im Alltag flexibler auf verschiedene Essenssituationen bzw. Mahlzeitenangebote durch Food-Change reagieren zu können.

 

Lassen Sie sich bei Bedarf gerne von einer zertifizierten Ernährungsfachkraft (zum Beispiel ein*e Diätassistent*in, ein*e Ernährungswissenschaftler*in oder Ökotrophologen*innen) beraten. Der Berufszweig Ernährungsberater*in ist gesetzlich nicht geschützt, daher recherchieren Sie nach zertifizierten Fachkräften, diese können auch eine Ernährungstherapie bei Erkrankungen anbieten und arbeiten nicht ausschließlich präventiv. Das Fortbildungszertifikat ist die Grundlage, damit eine Beratung durch Krankenkassen teilweise / komplett bezuschusst werden kann in der Prävention als auch in der Therapie bei Erkrankungen. Auf diesen Seiten finden Sie beispielsweise zertifizierte Ernährungsberater*innen:

www.vdd.de

www.vdoe.de

www.dge.de

 

 

Ziele für die ganzheitliche Ernährungstherapie bei SED / ARFID

  • Eine langfristig stetige Erweiterung der Lebensmittel- und Getränkeauswahl nach individuellem Bedarf und Bedürfnissen

  • Individuelle Tipps für die Umsetzung im Alltag

  • Tipps für die Nahrungszubereitung und Herantasten an neue Lebensmittel – Food-Change

  • Motivationspartner als Stütze zur langfristigen Ernährungsumstellung – Änderung des Ernährungsverhaltens

  • Bedarfsgerechte Energiezufuhr und Versorgung mit essentiellen Nährstoffen à Vermeidung von Mangelernährung

  • Ein gesundes Körpergewicht – Vermeidung von Unter- oder Übergewicht durch eine Anpassung der Energiezufuhr

  • Stärkung von Darm und Immunsystem durch eine bedarfsgerechte Ernährungsweise

  • Steigerung der Lebensqualität, Verbesserung Ihres Wohlbefindens

 

Für Eltern:

  • Sensibilisierung der Eltern für Ursachen und Symptome von Fütterungsstörungen

  • Normalisierung von Fütterungsstörungen bei Säuglingen und Kindern durch Unterstützung der Bezugspersonen

  • Unterstützung der Eltern durch individuelle Tipps zur Lebensmittel- und Getränkeauswahl sowie Mahlzeitenrhythmus und Essenssituationen

 

Wichtig: Bei einer sehr schlechten gesundheitlichen Verfassung bzw. sehr ausgeprägtem Untergewicht ist eine intensive medizinische Behandlung nötig. Bei Ablehnung jeder kalorienhaltiger Nahrung ist eine enterale Ernährung (Sondennahrung zum Beispiel mit PEG, Nasensonden sind kontraindiziert)

Erläuterung der Ernährungstherapie: Erst- u. Folgegespräche

Auslöser für die Erkrankung klären, persönliche Zielsetzung für die Gewichtszunahme / -abnahme, empfohlener Energie- und Proteinbedarf, evtl. Empfehlungen zur Nährstoffaufnahme bei veganer / vegetarischer Ernährung, Anleitung zur Führung eines Ernährungsprotokolls, Sichtung der ärztlichen Diagnose / Laborwerte,

Bio-psycho-soziale Anamnese, Ziele / Wünsche u. Erwartungen der Patient/in erfragen und festlegen.

Inhalte der Beratungen nach individuellem Bedarf:

  • Ängste nehmen vor dem Essen

  • herantasten an Lebensmittel die gehen und als nächstes probiert werden sollen

  • stetige Erweiterung der Lebensmittelauswahl für mehr Flexibilität im Alltag

  • Stärkung der eigenen Kraft und Motivation

  • Konsistenzen / Verarbeitung & Zubereitungsarten wählen die für die jeweilige Person am besten gehen & geeignet sind

  • Ziel: Gesündere Lebensmittelauswahl - was möglich ist

  • Begleitung und Kontrolle des Gewichts (1 x wöchentliches Wiegen zur gleichen Uhrzeit & gleichen Voraussetzungen z.B. immer morgens oder immer abends)

  • Unterstützung bei allen Fragestellungen zur gesunden Ernährung

  • Normalgewicht erreichen und langfristig halten

  • Lernen von individuell angepassten vollwertigen Portionsgrößen

  • Welche Nährstoffe sind wichtig und essentiell für mich?

  • Welche Stoffe benötigt mein Körper unbedingt und auch täglich damit es ihm gut geht?

  • Stoffwechsel des Körpers verstehen

  • gesundes Essen lernen & intuitiv auf seinen Körper hören

  • Hunger-, Sättigungs- & Völlegefühl wahrnehmen & spüren

  • Tricks für den Alltag eine gesunde Kost umzusetzen

  • Gesunder Umgang mit Fetten und Zucker

  • Angst vor dem Nichtmaßvollen Umgang mit Essen verlieren

  • Genusstraining – Selbsthypnose als Unterstützung der Therapie

  • weitere Themen

  • Zusätzliche Therapieoptionen

Klassifikation des Gewichts nach WHO:

BMI = Body-Mass Index, beschreibt das Verhältnis von Größe & Gewicht zueinander, für Kinder und Jugendliche gelten entsprechende Perzentilkurven, der BMI kann nicht einfach auf diese Altersgruppe angewendet werden.

 

BMI und Interpretation: BMI: body mass index

Formel: Körpergewicht in kg : (Körpergröße in m)2 (Ergibt die Einheit kg /m2)

Untergewicht: <18,5, Kinder: < 25. Perzentile

Normalgewicht: 18,5 – 24.9

Übergewicht = Präadipositas: 25 – 29.9

Adipositas Grad I: 30 – 34.9

Adipositas Grad II: 35 – 39.9

Adipositas Grad III: > 40 = per magna

Einteilung des Untergewichts (Quelle: Bundesfachverband Essstörungen e.V., 2019)

BMI 17 - 18,5 leichtgradiges Untergewicht

BMI 16 - 17 mäßiggradiges Untergewicht

BMI < 16 hochgradiges Untergewicht (Grad 1 und 2)

BMI 15 - 16 schweres Untergewicht

BMI < 15 extremes Untergewicht

Sie haben Fragen? Ich freue mich über Ihren Anruf oder Email. Zum Kontaktformular

Hilfestellung:

  1. Verein für selektive und vermeidende, restriktive Essstörungen (SED/ARFID)

  2. Vereinskontakt: sed.arfid.verein@gmail.com

  3. Austausch mit Betroffenen (SED und ARFID): www.facebook.com/groups/463020557201332

  4. Termin innerhalb von 4 Wochen bei einem Facharzt / Psychologen: Wählen Sie die Telefonnummer: 116117 (auch per App möglich 116117), Sie benötigen eine Überweisung mit einem Dringlichkeitsvermerk, damit Sie einen schnelleren Termin im Umkreis von 30 km Ihres Wohnorts erhalten.

Medizinische Ernährungsberatung die wirt!

Frei sein
mit gutem Essen
für mehr Wohlbefinden

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, & eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“

Hippokrates (460 - 370 v. Chr.)

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